gurken 71 der handschuh

ist wie liegen im gras. falschrum. das gras wächst statt aus der erde in die erde - einen noch unbekanntem zwischenraum, wie ein sarg zwischen erde und sediment - dort haspelt man mit stets inadequatem wortschatz nach worten. die vögel murmeln in den ästen, der zwischenraum ist der schlafsack, seit heute ist zu den staren und elstern ein hochfrequentes schreien dazugekommen, vermute kindeskinder.
im schlaf ist alles in ordnung, ist entweder nichts, ausser schlaf oder ist es bekanntes einordnbares. träume von flucht, verfolgung, tod. man schwitzt und bangt ein bisschen, nimmt alles für echt, überlebt oder überlebt nicht - aber es gibt wenig echte zweifel. wer gejagt wird und getötet hat wenig zeit für zweifel. damit kenn ich mich traumseits aus.

nicht einordnbar sind zustände und vergesslichkeiten, der ein oder andere wahn, der früher ausnahme war, und heute ein viertel des tages ausmacht. meinte man sich arrangiert zu haben mit ein paar wellenirrheiten die einen verlässlich ein paar mal im jahr den festen willen abrangen von der erde zu verschwinden und war sogar versöhnt damit, das mit den hallizinationen auch ein grossteil an talent, äusserungsfähigkeit und einer gewissen emphatie in schriftlichen dingen verlorenenging - kommt nun eine sache, mit der eigentlich zu rechnen war, mit der ich aber, das erstaunt mich, nicht gerechnet habe.

gut möglich, das es daran liegt, das ich einfach keinen festen tagesablauf habe, das wäre eine einfache harmlose und plausible erklärung....
beunruhigender wäre festzustellen das es ein weiteres stadium ist. in was auch immer. zwischen milchprodukten und wurst, nur noch eine frage der zeit bis man bei den süssigkeiten ankommt, in der ernährungspyramide auf frühstücksflockenpackungen.

an der realität zweifeln ist keine grosse sache. das muss einen nicht in paniken stürzen. tut man es aber ein viertel des tages, setzt einem dazu noch vergesslichkeit, und eine, so kann ich nur vermuten, durch einen schmalen schlitz gefilterte, falsch gebrochene wahrnehmung zu, ist die frage angebracht, ob man nun in dem stadium des wahns ist, in dem man selbst nicht mehr bemerkt, das diese dinge so nicht existieren.

immerzu haben ich unter den fingern gefühle, von dingen, die ich entweder gut, oder niemals kannte. das pattpatt der hitlerautobahnen, mit knapp 100km/h - eins, zwei drei konnte man zählen, dann wieder pattpatt. den berg runter war es nur ein, zweieinhalb.
oder aus dem schlafsack gegriffen, in das weiche leder des roeckl-handschuhs. auch so eine sache. ich selbst besitze ein mittlerweile etwas abgegriffenes paar. seit etwa 10 jahren in meinem besitz. es war ein preisausschreiben, 70DM eines lederwarengeschäftes. natürlich hatte nicht ich es gewonnen, denn ich hatte nie im leben irgendetwas gewonnen, abgesehen von einer ausgabe vom schatz im silbersee in der villa bärenfett bei einem karl may quiz mit ca. 9. der gutschein wurde in in der fernen grossen stadt, in chemnitz eingetauscht. ich handschuhe, y. eine lederjacke deren kaufpreis mich an einen montaslohn gemahnte - was er lustig fand, da ich offenkundig falsche vorstellung von löhnen hatte (heute gibts solche löhne tatsächlich) als ich praktika in Z nachging fuhr ich täglich die knapp 30km hin und zurück mit dem rad, damit ich die fahrkostenpauschale von 30€ sparen konnte, für bücher und DVDs - im winter immer mit den roeckl, was albern war, denn im zweifel waren die immer entweder zu warm, oder zu kalt. auch saugten sie den rotz nicht auf, den ich immer wieder von der nase wischen musste, wenn ich nicht alle 20m absteigen wollte. ich habe eine art nerveusen schnupfen, sobald das thermometer unter 15° sinkt läuft meine nase. zumindest bei körperlicher betätigung. die fängt da an wo ich einen fuss vor den anderen setze. die rotzereste mussten immer mit einem feuchten tuch entfernt werden, sonst bildeten sie eine gesprungene schicht auf dem leder.

ich habe also dieses paar handschuhe. schwarz, mit einem leichten schimmer ins aubergine.
eine 6 1/2 passt auch mit dickeren ringen.

irgendwann, es muss in diesem jahr gewesen sein, war ich wieder auf dem nächtlichen weg zum kontoauszugsdrucker. ich kam an einer tasche vorbei. die lag da. im laub. ich ging dran vorbei, schwor mir aber, das auf dem rückweg näher anzuschauen. ausnahmsweise vergass ich dieses vorhaben nicht, blieb retour auf der strassenseite, besah mir die tasche. ich traute mich nicht, sie richtig zu durchsuchen. packte sie also in meine umhängetasche um sie im hause bei licht zu betrachten. eine normale billige lederimitierende frauenhandtasche. zuletzt hatte ich sowas in der hand, als ich omas 50pfennig und manchmal auch einmarkstücke, die sie dort für die kirchenkollekte in all ihre sonntagshandtaschen verpackt hatte, zu klauen. die tasche war vermutlich schon fachmännisch alles wertigem entledigt worden. oder auch nicht. allein das ich die tasche überhaupt aufgenommen hatte umgab mich mit einem bad von schuld und schlechtem gewissen - ich bin oft bei dubiosen kleinigkeiten die gesetzesuntreue darstellen ein rohes ei, und komme oft über jahre nicht über solche dinge hinweg. das geht so weit, das ich micht oft scheue über rote ampeln zu gehen, selbst wenn weit und breit kein auto zu sehen ist. gut möglich, das es erzieherische domestikation war, die verstösse mit sofortiger körperliche züchtigung quittierte. diese züchtigung bleibt heute aus, es macht mich stutzig, und ich glaube bei all den gesetzesverstössen gäbe es nur noch ein adequates mittel: eine grausamen schmerzvollen tod - jaja, die wunderlichkeiten nehmen kein ende. natürlich hat auch irgendwann eine aufklärung eingesetzt. jeder weiss das man morde und perfide grausamkeiten begehen kann ohne jemals dafür von aussen belangt zu werden. was mir trotzdem bleibt ist das halbgeduckte, verspannte erwarten einer strafe.
das vertraute, in der tasche, die ich offen in meine gab, war das weiche leder. und tatsächlich, es befanden sie handchuhe in der tasche. meine handschuhe, nur weit besser gepflegt, neuer, und noch kleiner als meine. die kleinste mir bekannte handschuhgrösse. dann noch ein paar billige modeschmuckstücke, ein tampon, ein kamm.

ich kam mir vor wie ein leichenfledderer. wusste das es gut möglich war das ich an einer verfolgung und bedrohung einer frau mit schlechtem geschmack in dieser form der tasche auf meinem schreibtisch partizipiert hatte. ich entledigte mich des erdrückenden beweises. behielt aber die handschuhe. wie konnten die diebe die handschuhe übersehen. wussten sie nicht, das die mindestens einen 70DM geschenkgutschein wert waren?

jetzt liegen und verschwinden die handschuhe neben meinen. den gutscheinhandschuhen. und unterscheiden sich kaum. und an einem paar klebt vielleicht blut, und ich habe sie behalten um dem nicht entrinnen zu können. ich und mein ganzes zimmer ist voll von beweisen gegen mich. ich rechne jeden tag damit das eine haussuchung stattfindet. zum ersten mal als der vorvorherige mitbewohner beim nächtlichen sprayen erwischt wurde und ich zusagte für den fall eines falles cans bei mir unterzustellen - weiss der teufel warum, aber meine ab und an unüberlegten solidarisierungen gegen 'böse mächte' sind stärker als angst vor strafverfolgung.

woher mein kreisen um eine 'schuld' kommt ist mir ein rätsel. das alles war bei protestanten zwar thema, aber kein existenzfüllendes. ich meine es ist der glauben daran, das jede handlung eine ursache haben müsse. eine nachvollziehbare. das dem nicht so ist, hätte ich spätestens kapieren müssen als ich im grundschulalter der s. im spiel des messer, ganz ohne spiel, an die kehle presste. das einzige was ich an diesem tag aber kapierte war, das vermutlich jeder mensch in der lage war zu töten. in dem alter immerhin eine grosse einsicht. die s. hab ich natürlich nicht umgebracht. nichtmal wesentlich versehrt. vielleicht hat sie es auch gar nicht gemerkt, wie kurz ich davor war - dass sich der blick plötzlich in den eines mörders verwandelt, nur weil man den entschluss gefasst hat, ist ja ein mythos.

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