gurken 66

so. 5:30. die ersten im haus nebenan stehen auf. ich, in meinem schlafrhytmus wie eh und je durchunddurch inkonsequent liege entweder schon, oder noch wach.
gucke wie tippeldietapp die lichter hinter den erwerbstätigenfenstern angehen. die mehrzahl ist es nicht, was nichts heissen muss – denn die mehrzahl muss nicht in meinem vom bett einsehbarem hinterhofbereich wohnen.
vorher ein bisschen sturm, ich mag sturm, ich mag die geräusche, ich mag martinshörner von ferne, ich mag die unaufgeräumte sauberkeit nach stürmen und die menschenleere. diesmal war mir der sturm ein wenig zu viel, hatte angst und eine esse (rauchfangdings) kippte quasi hinter meinem arsch um, macht ein auto platt – ziemlich platt, nicht nur mit kaputter frontscheibe. nächster tag strassensperre.
gegen 8:57 verlassen die letzten abhängig beschäftigten stiefelschlampen hörbar das hausinnere, das bett guckt nicht nur in den hinterhof, es steht auch an der wand zum flur, tok tok tok pöllern die stiefelschlampen den langen weg bis in mein paterre und dann noch die letzte treppe raus zur tür. ich habe entweder schon gegen 5:00 gefrühstückt, oder warte damit bis ich um 15:00 uhr aufstehe. Je nachdem, ob ich 1,5 oder 17h schlief.
mir fällt auf, das ich, lange ferienzeiten ausgeklammert, erst im eins,kommafünftem jahr dieser beobachtungen bin, und das obwohl ich nie einer tatsächlich der leistung gerechten entlohnung entgegenfröhnte. schule, schulausbildungen, lohnlose halbpraktika – und kein ende – oder anfang. Gelte noch immer als schlechtausgebildet, und bin es wohl auch, unwillens und unnütz in der leistungsgesellschaft zu bestehen. und zuvor selbst, vom kindergartenalter an, mit ca. 3 einer dieser ganzganzfrühzeitiglosmüsser. wobei es im kindergarten besonders schlimm war, da muttern gegen 7:30 am arbeitsplatz zu erscheinen hatte, das war wohl in der GDR eine reguläre beginnzeit, und auch der arbeitsweg en trabant noch zurückgelegt werden musste. das vielzitierte dunkel-leben der bergleute, mit dem man in der uran+silberkohlengegend grosswurde, war gewisssermassen gelebte realität. spätestens 5:30 gings los, nachmittags war ich meist die letzte – und einmal…wurde ich auch gar nicht abgeholt – und bekam eierkuchen von der kindergartentante, die mich mit nach haus genommen hatte, samt nachricht an der kindergartentür. die kinder der kindergärtnerin waren allerdings arschlöcher, die nicht nur langweilig waren, sondern mich als mädchen auch nicht krieg mit cowboy und indianern in ihrem fort spielen lassen wollten.
und das mir! wo ich es doch gewöhnt war jungsbanden anzuführen, und eingeführt hatte das die indianer meist die gewinner waren.

feststellbare unterschiede zum nicht-morgendlichem eilenmüssen und allgemeiner arbeitslosigkeit ist v.a. der tatsächl. physische zustand. natürlich quälen rücken und arme wie üblich. aber erkältungen zB bin ich praktisch fast völlig abhold – einfach weil ich kaum ausser hauses gehe. natürlich zum briefkasten, natürlich müll wegbringen, und auch einkaufen. nachts ab und an endlich den weg den ich gefunden habe, via dem japanischen palais, die ganz+gar postkartige ansicht an der elbe enlang. 45min dauert das. wenn ich etwas verweile und eine zigarre rauche. tropenschatz, milde wohlschmeckende brasil zum unschlagbaren preis. 36ct das stck. echte demokratische arbeitslosen&arbeiterzigarren.
der trick war, vorher gegangene wege, einfach rückwärts zu nehmen. nun bin ich zufrieden. habe einen rhytmus, das ist wichtig, wenn man einen weg sucht. ich spaziere nicht oft, tu es aber begeistert, und mit einer etwa wöchentlich absehbaren regelmässigkeit, wetterabhängig. spazieren ist kostenlos, und einer der wenigen bewegungen im leben durch die mir kein primärer nachteil in psych+physischer hinsicht entsteht. im gegenteil. es sei denn….ich höre mal wieder stimmen, - das kommt vor, neuerdings. oder ich kann das gedankenkarussell, welches sich, leider manchmal, unvermeidlich anwirft, sobald ich einen fuss vor den anderen setzte, nicht mehr anhalten, oder zum langsamen bewegen bringen. ich konnte eigentlich immer nur schreiben wenn ich lief. das ging natürlich nie. es half weder mit diktaphon, noch notizblock, einmal gedacht, war es verloren. heute emigriere ich mich aus lauter unlebbarkeit nicht vorhandener, oder auschliesslich feindlicher umwelt, in spontanes, lang anhaltendes nichtstun. früher war völlige verzweiflung, hoffnungslosigkeit, angst und all diese anderen beladenheiten die mit existenzunsicherheit einhergingen immer noch ein antrieb. heute nichtmehr. wenn ich irgendwann 23 werde, dann ist das wie 80 werden. aber nicht 80 auf die joopiheester-art, sondern 80, pflegeheim bei niedrigstsatz, psychopharmaka, ans bett gefesselt im wörtlichen sinne-like, und windeln gibt’s im idealfall 2x am tag gewechselt. es ist genauer eine rückkehr in den zustand vor dem 5ten lebensjahr. auch da wurde ich aus bequemlichkeit ans bett gefesselt, angeblich, weil ich keinen mittagsschlaf halten wollte.
es lässt sicher allerdings vermuten, das ich mit 5 einfach mehr gemalt habe, als heute. die leinwände stehen rum. nehmen platz weg – es ist ein zustand, zwischen nahtod und einer erbaulichen bürde des existierenmüssens, die abfällt – aber keine tendenz zwischen diesen beiden erkennbar. bis zum nächsten brief und/oder termin vom fallmanager. dann ist die tendenz wieder sehr klar – lebenswert, ist das nicht.

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