vom 100sten-1000ste: früher.
Von: ellendol · 14.05.2005 um 19:09:17 Uhr
[eine ansicht von zschocken aus den späten 20ern, dem zweit-heimatdorf, in dem ich genaugenommen wirklich aufwuchs, hier versuchte man mir reiten und skilaufen beizubringen, und wenn ich pech oder glück gehabt hätte auch autos reparieren, richtig wandern und kühe melken - heute sieht es ähnlich aus, aber trotzdem ist auch Zschohhhge nicht mehr das was es mal war; still.]
ich habe geträumt das ich ein kind hatte, das so klein war wie eine ratte – und wie die katze zuhause das auch dachte und mein kind tötete (den kopf abbiß) – was ich sah und die katze am kopf packte und und vom balkon in die tiefe schleuderte – während sie fiel war mir klar wie idiotisch das war, da man
1. gleiches nicht mit gleichem vergelten soll
2. nicht töten soll
3. katzen ja eh immer auf allen 4ren landen
weiß.
pfingschtä. bis auf eine entferntere bekannte ist die onlinecontacts liste des trillian vollkommen leer. da die meisten menschen mit internetzugang ihre jeweileigen lebensabschnittsgefickten aus dem netz haben sind sie wohl allesamt bei denen, oder bei der familie, oder auf kurzurlauben mit all den anderen deutschen auf autobahnen.
ich lauf-fahre zum lidl, um das maß der fußquälerei jeweils durch besteigen horsts auf ein gewisses erträgliches maß verringern zu können. an der deutschlandweit bekannten hiking-stelle steht ein tramper – und ich bilde mit ein, auch wenn ich sein schild nicht lesen kann, das prag draufsteht. im moment als ich ihn erblicke hält ein auto – es ist aber nicht das richtige – das sehe ich als ich mich umdrehe, und er steht weiter – und ist natürlich nach ca. 15 min. einkauf nicht mehr da – denn dies ist nicht umsonst einer der spots. ich habe mir manchmal als ich noch auf dem dorfe wohnte da zu leben vorgestellt. jetzt wo ich da lebe – seit ich in DD bin hatte ich keinen einzigen lift, das ist ziemlich erbärmlich oder?
ich stelle die gleichung auf: je beschissener das wetter, desto teurer der einkauf, blättere 15€ hin, für meine verhältnisse ein deluxe wocheneinkauf, mit viel schokolade, echtem frischen gemüse und allem was es sonst noch so brauchte. ich tröstete mich mit dem gedanken mich die woche über fast ausschliesslich von butterbrot ernährt zu haben (das gute lidl-möhrlibrot, mit extra viel scheiss, wie ich zu all dem vollen körn, und schröt und mörlikram zu sagen pflege – aussenran pappen sie sogar noch haferflocken, die nur dazu gemacht sind auf dem küchenboden festgetreten zu werden, dann.)
gedankenversunken denke ich an eine küche die mit rindenmulch ausgelegt ist, und komme vom rindenmulch zu haferflocken, die funktion währe ähnlich – ich war immer ein großer freund des mulches, und vielleicht habe ich mich deshalb als halbwüchsige so gern in reithallen aufgehalten. reiterhöfe sind ein seltsames gebiet. die meisten menschen dort waren unerträglich, entweder zerfressen von sportlichem und züchterischem ehergeiz, tierdomestition, peitschenknallen, schimpfen, zügelzerren – oder sie waren bräsig und dumme stammtischbrüder.
ich erinnere mich nur dunkel an den Dr. Den alle nur den Dr. nannten, ein dicker kleiner Mann mit vollem Bart, der immerzu vergnpgt war, ein bißchen wie ein überdimensioniertes Rumpelstilz, und sicher war er auch weise und gütig – ich kannte ihn nur vom hörensehen. Er hatte das dickste Pferd im Stall, einen fetten gutgläubigen Warmblüter, der hervorragend ging, sehr weich, wenn auch dickköpig, extrem verfressen – alle liebten sie, im Gelände blieb sie einfach stehen wenn sie einen leckeren löwenzahn sah und äßte. Harmony hieß sie. Der Dr. hatte eine Tochter, die hatte einen riesigen Fuchs, der wenn ich mich recht entsinne auch so hieß und das komplette Gegegenteil von H. war – ich glaube es war sogar ein Hannoveraner, bevor Paula und Familie ihre Araberzucht in den dörflichen Stall aufbauten das edelste unter all den erbärmlichen Kleppern. Die Tochter war großgewachsen, oder zumindest das man in diesen Breitengraden als solches ansah, mit ihren 179cm überragte sie auch die meisten Männer (Reiter sind kleine Menschen, kA wieso – im Osten ist das so) und ich betete sie und ihre Schenkel in ihren Dunkelgrünen Reithose an – ohja – Paula gestand mir später das sie ähnliches tat – und erläuterte ihr das es sich wohl immer so verhielt wenn man an einem Ort mit ziemlich vielen dummen + häßlichen Menschen war, das da solche rausstachen und man sie anbeten müsse – sie klebte auf ihrem Fuchs, war auf hübscheste weise eins mit ihm, ihre Augen so braun und das Haar wie das ihres Pferdes. Paula und ich von verfilztem bzw. dünnem spaghetihaar – in der Figur indifferent, sie sehr klein, ich neben ihr groß wirkend, beide in niederträchtigster Schuhtracht und wenn in makeup dann nur mit verlaufenem kajal – pickel bekamen wir in schüben beide zur gleichen zeit, wir pickelten synchron, und schauten, wenn auch nicht in den selben jahren, die schenkel der gleichen reiterin an – und wenn ich versuche mich zurückzuerinnern, ans Dintersche Reitgut dann waren es fast immer Regentage, und weiter als bis zu ersten schmalen Springvorbereitung über Bodenhindernisse kam ich nie, weil ich keine Tiere züchtigen konnte und auch sonst sehr ehrgeizlos war.
„Du willst das Pferd einfach nicht unter Kontrolle haben – so wird das nie was!“
Die schönen alten Schimmel aus der U-Familie, auch einfach U-Tiere genannt sind jetzt alle tot – sie waren knochig, treu, schnell und traurig. auf ihnen hatte ich gelernt. sie standen oben in den verschlägen und hatten nichtmal eine box, vielleicht schlugen sie deswegen nach jedem aus, der so doof war sich hinter sie zu stellen, denn die insel hat keinen ausgang außer den zum meer. ich sah in ihnen allesamt Oh Fallada genagelte Köpfe über Torbögen. Ich erlebte ihr Sterben nicht mit – ich war schon lang weg da, seit ich 12 bin – und kam nur alle Jubeljahre mit P. mit – zu neuen Fohlen, oder sonstigen Dingen.
Natürlich gab es auch im Dinterschen Gut einen solchen Torbogen, hier war mein Vater großgeworden, hier war der Friedhof an dem ich jedes WE aufwuchs, hier gab es viele dieser Höfe mit diesen Bögen, und viele hatten einen Steintrog im Hofinneren – in dem Wasser war und die jungen Katzen jedes Jahr balanchierten. In den kühlen Fluren war alles gefliesst, aus alten dunklen gesprungenen Fliessen, und es roch nach einer Mischung aus gekochten Kartoffeln und Wickelschützenomma, die um die Ecke kam, mit Schälern für die Tiere. Drinnen, in der Stube, wie die Küche hieß, saß meist eine taube Großmutter die strickte, und die nichtmal das laute Ticken der Uhr hörte. Die Wasserhähne tropften auch immer – und wenn es Kaffeezeit war kamen die Männer aus allen Ritzen des Hofs und sie planken ihre klotzigen Körper an den Tisch, das alles Schepperte und bekamen Anschiss wenn sie die gummiestiefel nicht am Stiefelknecht vor der Stube ausgezogen hatten. Allesamt hatten sie Dreck unter den Fingern, Immer, auch wenn sie sich wuschen. Aus allen Gesichtsöffnungen wuchsen ihnen Haare, auch mit 30 schon, und alles kräuselte sich, auch ihre Pullover aus Wolle die die Omma strickte – sie hatten genau wie die Omma rote Bäckchen, das kam von der guten landluft, und den winzigkleinen geplatzten gefässen – ich hab keine ahnung wieso das alle hatten. Vater hatte das nicht, aber seine Mutter hatte es. Sie wurden nur 'de Geist' genannt, weil sie Geistert hießen, und der Vater meines Vaters ein Schwachsinniger und Trinker war, der nie aus dem Krieg zurückkehrte – und die Mutter auf den Geist wartete, der meinen Vater mit dem Ochsenziemer (eine Lederpeitschte in die Metallstücke eingearbeitet sind) ‚gezüchtigt’ hatte.
Er kam wie gesagt nie, das erzählte mir die Oma, selbst fast schwachsinnig geworden, am Krankenbett, als ich noch zu ihr ging. Das einzige was ich mochte waren die Bilder ohne Menschen drauf. Meist Lämmer. Lämmer in schwarz-weiss, Lämmer aus dem Frühjahr 1946.
[eine ansicht von zschocken aus den späten 20ern, dem zweit-heimatdorf, in dem ich genaugenommen wirklich aufwuchs, hier versuchte man mir reiten und skilaufen beizubringen, und wenn ich pech oder glück gehabt hätte auch autos reparieren, richtig wandern und kühe melken - heute sieht es ähnlich aus, aber trotzdem ist auch Zschohhhge nicht mehr das was es mal war; still.]
ich habe geträumt das ich ein kind hatte, das so klein war wie eine ratte – und wie die katze zuhause das auch dachte und mein kind tötete (den kopf abbiß) – was ich sah und die katze am kopf packte und und vom balkon in die tiefe schleuderte – während sie fiel war mir klar wie idiotisch das war, da man
1. gleiches nicht mit gleichem vergelten soll
2. nicht töten soll
3. katzen ja eh immer auf allen 4ren landen
weiß.
pfingschtä. bis auf eine entferntere bekannte ist die onlinecontacts liste des trillian vollkommen leer. da die meisten menschen mit internetzugang ihre jeweileigen lebensabschnittsgefickten aus dem netz haben sind sie wohl allesamt bei denen, oder bei der familie, oder auf kurzurlauben mit all den anderen deutschen auf autobahnen.
ich lauf-fahre zum lidl, um das maß der fußquälerei jeweils durch besteigen horsts auf ein gewisses erträgliches maß verringern zu können. an der deutschlandweit bekannten hiking-stelle steht ein tramper – und ich bilde mit ein, auch wenn ich sein schild nicht lesen kann, das prag draufsteht. im moment als ich ihn erblicke hält ein auto – es ist aber nicht das richtige – das sehe ich als ich mich umdrehe, und er steht weiter – und ist natürlich nach ca. 15 min. einkauf nicht mehr da – denn dies ist nicht umsonst einer der spots. ich habe mir manchmal als ich noch auf dem dorfe wohnte da zu leben vorgestellt. jetzt wo ich da lebe – seit ich in DD bin hatte ich keinen einzigen lift, das ist ziemlich erbärmlich oder?
ich stelle die gleichung auf: je beschissener das wetter, desto teurer der einkauf, blättere 15€ hin, für meine verhältnisse ein deluxe wocheneinkauf, mit viel schokolade, echtem frischen gemüse und allem was es sonst noch so brauchte. ich tröstete mich mit dem gedanken mich die woche über fast ausschliesslich von butterbrot ernährt zu haben (das gute lidl-möhrlibrot, mit extra viel scheiss, wie ich zu all dem vollen körn, und schröt und mörlikram zu sagen pflege – aussenran pappen sie sogar noch haferflocken, die nur dazu gemacht sind auf dem küchenboden festgetreten zu werden, dann.)
gedankenversunken denke ich an eine küche die mit rindenmulch ausgelegt ist, und komme vom rindenmulch zu haferflocken, die funktion währe ähnlich – ich war immer ein großer freund des mulches, und vielleicht habe ich mich deshalb als halbwüchsige so gern in reithallen aufgehalten. reiterhöfe sind ein seltsames gebiet. die meisten menschen dort waren unerträglich, entweder zerfressen von sportlichem und züchterischem ehergeiz, tierdomestition, peitschenknallen, schimpfen, zügelzerren – oder sie waren bräsig und dumme stammtischbrüder.
ich erinnere mich nur dunkel an den Dr. Den alle nur den Dr. nannten, ein dicker kleiner Mann mit vollem Bart, der immerzu vergnpgt war, ein bißchen wie ein überdimensioniertes Rumpelstilz, und sicher war er auch weise und gütig – ich kannte ihn nur vom hörensehen. Er hatte das dickste Pferd im Stall, einen fetten gutgläubigen Warmblüter, der hervorragend ging, sehr weich, wenn auch dickköpig, extrem verfressen – alle liebten sie, im Gelände blieb sie einfach stehen wenn sie einen leckeren löwenzahn sah und äßte. Harmony hieß sie. Der Dr. hatte eine Tochter, die hatte einen riesigen Fuchs, der wenn ich mich recht entsinne auch so hieß und das komplette Gegegenteil von H. war – ich glaube es war sogar ein Hannoveraner, bevor Paula und Familie ihre Araberzucht in den dörflichen Stall aufbauten das edelste unter all den erbärmlichen Kleppern. Die Tochter war großgewachsen, oder zumindest das man in diesen Breitengraden als solches ansah, mit ihren 179cm überragte sie auch die meisten Männer (Reiter sind kleine Menschen, kA wieso – im Osten ist das so) und ich betete sie und ihre Schenkel in ihren Dunkelgrünen Reithose an – ohja – Paula gestand mir später das sie ähnliches tat – und erläuterte ihr das es sich wohl immer so verhielt wenn man an einem Ort mit ziemlich vielen dummen + häßlichen Menschen war, das da solche rausstachen und man sie anbeten müsse – sie klebte auf ihrem Fuchs, war auf hübscheste weise eins mit ihm, ihre Augen so braun und das Haar wie das ihres Pferdes. Paula und ich von verfilztem bzw. dünnem spaghetihaar – in der Figur indifferent, sie sehr klein, ich neben ihr groß wirkend, beide in niederträchtigster Schuhtracht und wenn in makeup dann nur mit verlaufenem kajal – pickel bekamen wir in schüben beide zur gleichen zeit, wir pickelten synchron, und schauten, wenn auch nicht in den selben jahren, die schenkel der gleichen reiterin an – und wenn ich versuche mich zurückzuerinnern, ans Dintersche Reitgut dann waren es fast immer Regentage, und weiter als bis zu ersten schmalen Springvorbereitung über Bodenhindernisse kam ich nie, weil ich keine Tiere züchtigen konnte und auch sonst sehr ehrgeizlos war.
„Du willst das Pferd einfach nicht unter Kontrolle haben – so wird das nie was!“
Die schönen alten Schimmel aus der U-Familie, auch einfach U-Tiere genannt sind jetzt alle tot – sie waren knochig, treu, schnell und traurig. auf ihnen hatte ich gelernt. sie standen oben in den verschlägen und hatten nichtmal eine box, vielleicht schlugen sie deswegen nach jedem aus, der so doof war sich hinter sie zu stellen, denn die insel hat keinen ausgang außer den zum meer. ich sah in ihnen allesamt Oh Fallada genagelte Köpfe über Torbögen. Ich erlebte ihr Sterben nicht mit – ich war schon lang weg da, seit ich 12 bin – und kam nur alle Jubeljahre mit P. mit – zu neuen Fohlen, oder sonstigen Dingen.
Natürlich gab es auch im Dinterschen Gut einen solchen Torbogen, hier war mein Vater großgeworden, hier war der Friedhof an dem ich jedes WE aufwuchs, hier gab es viele dieser Höfe mit diesen Bögen, und viele hatten einen Steintrog im Hofinneren – in dem Wasser war und die jungen Katzen jedes Jahr balanchierten. In den kühlen Fluren war alles gefliesst, aus alten dunklen gesprungenen Fliessen, und es roch nach einer Mischung aus gekochten Kartoffeln und Wickelschützenomma, die um die Ecke kam, mit Schälern für die Tiere. Drinnen, in der Stube, wie die Küche hieß, saß meist eine taube Großmutter die strickte, und die nichtmal das laute Ticken der Uhr hörte. Die Wasserhähne tropften auch immer – und wenn es Kaffeezeit war kamen die Männer aus allen Ritzen des Hofs und sie planken ihre klotzigen Körper an den Tisch, das alles Schepperte und bekamen Anschiss wenn sie die gummiestiefel nicht am Stiefelknecht vor der Stube ausgezogen hatten. Allesamt hatten sie Dreck unter den Fingern, Immer, auch wenn sie sich wuschen. Aus allen Gesichtsöffnungen wuchsen ihnen Haare, auch mit 30 schon, und alles kräuselte sich, auch ihre Pullover aus Wolle die die Omma strickte – sie hatten genau wie die Omma rote Bäckchen, das kam von der guten landluft, und den winzigkleinen geplatzten gefässen – ich hab keine ahnung wieso das alle hatten. Vater hatte das nicht, aber seine Mutter hatte es. Sie wurden nur 'de Geist' genannt, weil sie Geistert hießen, und der Vater meines Vaters ein Schwachsinniger und Trinker war, der nie aus dem Krieg zurückkehrte – und die Mutter auf den Geist wartete, der meinen Vater mit dem Ochsenziemer (eine Lederpeitschte in die Metallstücke eingearbeitet sind) ‚gezüchtigt’ hatte.
Er kam wie gesagt nie, das erzählte mir die Oma, selbst fast schwachsinnig geworden, am Krankenbett, als ich noch zu ihr ging. Das einzige was ich mochte waren die Bilder ohne Menschen drauf. Meist Lämmer. Lämmer in schwarz-weiss, Lämmer aus dem Frühjahr 1946.
RAS - 2005/07/11 16:20
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