wie man als kind vom tod erfährt
ich meine mich, wie auch an 'der tod in venedig' an diesen film in b/w zu erinnern. gut möglich das ich mich falsch erinnere.
glaube irgendwann gehört zu haben dass wir bis 1987(?) einen b/w fernseher hatten (oder wars der einer anderen oma, bei der ich heimlich fernsah, weil mein tv auf sandmann und startrek limitiert wurde, nach 19:30 war sowieso schlafzwang angesagt, bis ich 10 war)
jedenfalls, irgendwann, noch jung an jahren hab ich komm und sieh gesehen - und es hat wie death in venice mein leben verändert. verständlicherweise. in zusammenhang bringen mit vaters gebrabbel einer 'überlegenen rasse' der angeblich auch er+ich angehörten (blond+blauäugig) konnte ich es noch nicht - aber ich ahnte da was.
tja, die sache mit vattern. er war ein bisschen unterbelichtet. ein bisschen sehr. nicht einfach nur so. mehr so in richtung: kein volksschulabschluss, wenig verzweigte verwandtschaftslinie - wie das so ist auf dem lande. sein vater wiederrum (im krieg vermisst) war trinker und vermutlich geistesgestört und schlug seinen sohn mit einem ochsenziemer*. bezeichnenderweise trug er den namen geistert - seine frau nahm wieder ihren mädchennamen an. colditz. vattern kannte von der welt, besides kriegserzählungen und zirkusreisen in den ostgebieten wenig von der welt. abstruserweise schätzte er die zigeuner sehr, der er ja zirkusassoziert kennengelernt hatte. vatterns vaterländische einstellung freilich störte mutti, trotz christlichem bekenntnis, freilich wenig - fremdenhass und kirchentreue gingen at home stets hand in hand. geheiratet wurde nur weil die gefahr bestand dass ich ein uneheliches blag wurde. warum ich nicht abgetrieben wurde ist mir bis heut ein rätsel. war ja in der ddr zu jener zeit kein problem. vermute mein despotisches omilein hinter all dem, die wohl auch kräftig auf heirat hin insistiert haben musste. so wuchs ich also auf, und hörte nicht selten dass es besser gewesen wäre, ich sei nie geboren worden. im zuge der scheidung (me, 11) kam dann auch raus dass die zirkus+anderweitige vergangenheit des vaters 4 (known) stiefgeschwister hinterlassen hatte. ich hab sie nie kennengelernt, und nie den drang danach verspürt - schliesslich bin ich überzeugt das meine erbmasse aus einem vertauschbrünnlein entstammen muss, einen genetischen rückschluss lässt jedenfalls weder väterliche noch mütterliche linie zu...
soweit ich weiss hat sich vattern die hälfte des jahres auf gran canaria niedergelassen. seine wünsche waren immer überschaubar. den audi 80 hatte er sich in den 90ern gebraucht gekauft, und die sonnenseite nun wohl auch. und ein blondes, dickes, lebenslustiges weib an seiner seite. er mag ein dummkopf sein, aber er war nie sonderlich gefährlich und berechnend, nur vereinzelt dummbrutal* - und schneidet deswegen in der gesamtfamiliären statistik noch richtig gut ab.
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* wenn er mich übers knie legte und mit dem kochlöffel schlug, pflegte er zu sagen ich solle froh sein dass es kein ochsenziemer sei.
es mag komisch klingen, aber manche körperliche strafe ist eine überschaubare sache die man einfach trachtet zu ertragen. wesentlich traumatischer empfand ich die ewigen schüttelein der mutter. da dachte ich immer, ich müsse sterben. schwarz/welt/schwarz/welt - irgendwann hörte es auf, dann war schwindel - dann wieder welt, und es war überstanden.
RAS - 2007/08/05 23:57